Foto | Photo: Christian Ströhl
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Philipp Hennevogl
Frank Lippold
Annette Schröter

02.02. – 30.04.2014

Linolschnitt. Holzschnitt. Papierschnitt
 
Die Kunsthalle Gießen zeigt mit den Werken von Philipp Hennevogl, Frank Lippold und Annette Schröter eine Ausstellung dreier bildnerischer Positionen und künstlerischer Techniken, die im Zeitalter sprunghafter medialer Neuentwicklungen die Möglichkeiten traditionsreicher handwerklicher Verfahren wie Linol-, Holz- oder Papierschnitt weiterentwickelt haben durch Grenzüberschreitungen in Größe, Kombinationsmöglichkeiten oder denüberraschenden und ungewöhnlichen Einsatz von Schneidewerkzeugen.
Für Künstler stellen heute diese ursprünglich rein grafischen Mittel wieder eine Herausforderung dar – aufgrund ihrer Materialität, Handwerklichkeit des Herstellungsprozesses und in ihren den neuen Medien scheinbar unkompatiblen Erscheinungsformen können sie ein außergewöhnliches Gegengewicht zu den uns umgebenden Bildwelten werden.
Die drei künstlerischen Konzeptionen der Gießener Ausstellung stellen technisch sehr präzise, ausgearbeitete Bilder her, die einerseits bewusst auf kunsthandwerklich-volkskundliche Dimensionen oder kunsthistorische Strömungen wie z. B. die Romantik Bezug nehmen, andererseits zeitgenössische, aktuelle Bildelemente wie Comic, Graffiti und computergenerierte Bildwelten einbeziehen.
 
Philipp Hennevogl (*1968, lebt und arbeitet in Berlin) hat derzeit eine Gastprofessur an der Justus-Liebig-Universität in Gießen inne. Er macht Fotografien zu Ausgangspunkten seiner großformatigen, schwarzweiß gehaltenen Linolschnitte. Hennevogl zeigt in Gießen Landschaften und Architekturen, mit das Blatt überziehenden linear-filigranen, floralen oder seriellstrengen Strukturen, die durch ihre Kleinteiligkeit, Schärfe und den Hell-Dunkel-Kontrast den Realismus übersteigen, und die ausgewählten Motive so „der Flüchtigkeit des fotografischen Moments entziehen“ (Sabine Flach) und sie zu „Vexierbildern werden lassen, in denen das Dargestellte zwischen Realismus und Abstraktion zu oszillieren beginnt.“
 
Frank Lippold (*1970, lebt auf Schloss Scharfenberg bei Dresden) einst einem geistigen Mittelpunkt der Romantiker im 19. Jahrhundert. Lippold ist Holzschneider und seine zum Teil sehr großflächigen Holzstöcke mit landschaftlichen Motiven entstehen direkt in der freien Natur, in seiner unmittelbaren Umgebung. Seine Landschaftseindrücke arbeitet er auf die geschwärzten Holzplatten und erstellt keine Abzüge, wie es sonst im Holzschnitt üblich ist. Das ausgestellte Kunstwerk ist das bearbeitete Holz selbst: der eigentliche Druckstock. Eine weitere Werkgruppe von Holzschnitten, die im Atelier entsteht, zeigt verschachtelt wirkende architektonische Strukturen, die die Anmutungen von digital generierten Welten einbeziehen und wo sich so die Ebenen von altmeisterlicher und ganz zeitgenössischer medialer Wirkung überlagern.
 
Annette Schröter (*1956), Professorin an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig, kommt ursprünglich von der Malerei und arbeitet seit 2001 intensiv mit dem Medium Papierschnitt, in dem auch sie sehr zeitgemäße Erscheinungsformen erfindet. Mit dem Cuttermesser schneidet Schröter sehr komplexe und raumgreifende Papierarbeiten, in denen sie ganz unterschiedliche visuelle Welten aufeinandertreffen lässt. Motive der Gegenwart kombiniert und konfrontiert sie mit historischen Quellen. Neben der deutschen Romantik – ob Novalis, Runge oder Ludwig Richter mit seiner biedermeierlichen Beschaulichkeit finden sich Referenzen in zeitgeschichtlichen Nachrichten- oder Werbebildern, in der Heroik des Sozialistischen Realismus gemischt mit Pop Art, Comic oder Street Art. Zur Ausstellung erscheint über jeden der drei Künstler eine kleine Dokumentation mit einem Text von Ute Riese.