Foto | Photo: Jörg Hejkal
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Mariella Mosler

Semiglot

29.01. – 01.04.2012

Die Kunsthalle Gießen zeigt eine Ausstellung der Künstlerin Mariella Mosler, (geb. 1962 in Oldenburg), die in Hamburg und lebt und arbeitet, und als Professorin an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart lehrt. Sie erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, ihre Arbeiten wurden bereits in Europa (Documenta 1997), Japan, Israel und Kanada ausgestellt.
 
Bezeichnend für die Arbeiten der Künstlerin sind die Auseinandersetzungen mit großflächigen, präzisen, geometrisierenden, ornamentalen Strukturen.
 
In der Gießener Kunsthalle wird das Ornament in Form einer großflächigen Bodeninstallation aus ca. 650 kg bunten Liebesperlen zelebriert. Das Material der Süßigkeiten unterstreicht den Charakter des Verschnörkelten und Verspielten, der im spannungsvollen Gegensatz zu den strengen geometrischen Umrissformen steht. Strukturiert und getrennt werden die grellbunten Farbflächen – erstmals im Werk von Mariella Mosler durch silber-glänzende Perlen, die eine eigentümliche schwer fassbare Materialität aufweisen.
 
Materialität und Struktur von Moslers Bodenarbeiten verharren jedoch nicht an der Oberfläche, sondern eröffnen dem Betrachter zugleich kulturelle und historische Bedutungskontexte.
 
Die visuelle Strategie des Ornamentes, die aus dem islamischen Kulturkreis und dessen Bilderverbot erwächst, ist behaftet mit der Symbolik für Unendlichkeit und Kosmos. Wiederkehrende Ordnungsprinzipien und Naturgesetze, mit denen sich die Künstlerin befasst, bilden diese abstrakten Strukturen aus. Das Gießener Bodenornament wurde individuell auf die architektonische Hallensituation des Raumes zugeschnitten. Moslers Installationen interpretieren die räumliche Umgebung neu und „schaffen eine vorher nicht geahnte raumpsychologische Wirkung.“ (Neugebauer/Ott im Audioguide zur Ausstellung)
 
Weiterhin präsentiert die Kunsthalle 60 Arbeiten aus der Werkreihe von Mariella Moslers „Masken“. Auch hier wird ungewöhnliches Material als markantes ästhetisches Mittel eingesetzt. Die Bandbreite erstreckt sich von Alltagsmaterialien wie Wellpappe oder Plastikfolie über Hanfstricke bis hin zu Süßigkeiten (Zuckerzeug, Fruchtgummi…), die die leblosen Materialien durch minimalistische Eingriffe in markante Physiognomien verwandeln. Die ästhetische Strategie der Täuschung, mit der Mosler spielt, wird zum Teil auch durch eine Transformation und Verschiebung von Materialeindrücken erzeugt – so entpuppt sich beispielsweise Plastikfolie oder Wellpappe erst beim zweiten Blick als Bronze. Fruchtgummi wird gnadenlos mit dem Heißluftföhn verformt.
 
Jede von Moslers Masken entfaltet durch die unterschiedliche Bearbeitung und Materialität ihre individuelle unmittelbare Aura, „die unseren animistischen Reflex provozieren“ (Karsten Müller). Das Auftreten der Masken an der großen Schauwand der Halle spannt einen Bogen vom Kult- und Traditionsobjekt bis hin zum billigen Gruseleffekt, vom schönen Angesicht zur hässlichen Fratze. Verstärkt wird dieser Facettenreichtum durch Räume, Zeiten und Kulturkreise, auf die diese Masken verweisen.
 
Es erscheint zur Ausstellung eine Publikation mit Installationsaufnahmen und Texten von Hanne Loreck, Ursula Panhans-Bühler und Ute Riese.
 
Die Künstlerin Marielle Mosler ist bei der Eröffnung am Sonntag, den 29. Januar 2012 anwesend.
 
Ergänzt und erweitert wird die Ausstellung in Gießen durch eine Beteiligung des Publikums – in einem museumspädagogischen Workshop mit der Künstlerin entstehen weitere Masken, die auch in der Kunsthalle präsentiert werden.