Foto | Photo: Jörg Hejkal
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Lori Hersberger

Heroic Nihilism

07.10.2012 – 13.01.2013

„Mein Ziel ist der Weg, der sich zu einer Asymptote formt, und ins Nichts führt. Ich habe ein Faible für die Romantik, denn der Blick auf das Vergehen hat mich immer wieder stark berührt. Ich war ein Romantiker. Aber ich werde immer mehr zum Nihilisten, auf dessen Flugzeug „Destination Zero“ stehen würde …“, so beschreibt der Schweizer Künstler Lori Hersberger (geboren 1964) sein Denken und alle seine künstlerischen Setzungen tragen den Aspekt des Phantomhaften.
 
Geometrisch geformte Lichtkonturen in artifiziellem Neon, Glas, Spiegel und reflektierende Oberflächen, zum Teil zerbrochen und zersplittert, großflächige Streifenbilder, gesprüht mit fluoreszierender Farbe und totemhaft anmutende hohe Chromstahlskulpturen, denen durch Vakuumisierung die Luft entzogen wurde, sind Elemente, die den materialisierten, sichtbaren Rahmen seiner aktuellen Gesamtraum-konzepte und immaginativen Bildkonstellationen bilden.
 
Zu diesen oft architekturbezogen-raumgreifenden Vorgaben – ganz offensichtlich in minimalistisch-konstruktiver Formtradition – setzt er Narratives, wie zum Beispiel in Gießen eine weiße, wie entmaterialisiert wirkende Schaufensterpuppe mit Motorradhelm, Wagenräder oder ähnliche Figurationen mit Verweischarakter.
 
Nach seinen Referenzsystemen befragt, antwortet Hersberger im Interview lapidar: „Heroischer Nihilismus, Platon, Bauhaus, Stahlgewitter, Pop, LSD, Unisex.“ Seine Kunst zielt auf existentielle Fragen, Inspiration findet er aktuell zum Beispiel in radikal existentialistischen Diskursen, wie dem des Philosophen Emile Cioran (1911–1995).
 
Bei seinen hochglänzenden Skulpturen aus Stahl oder Chromstahl vollzieht sich, ähnlich wie bei seinem Malprozess oder beim Zerbrechen des Spiegelglases, der künstlerische wie auch technische Prozess in der „Dialektik einer Romanze zwischen dem Zufall und der Absicht.“ (Lori Hersberger im Interview mit Dietmar Bechstein, Untitled, 002, Herbst 2011). Die Transformation, das heißt die Deformation der geometrischen Gestalt dieser luftdicht verschweißten Metallkörper durch das Vakuumisieren mit einem Saugkompressor vollzieht sich innerhalb des Bruchteils einer Sekunde – Hersberger nennt einige der Skulpturen auch „Sudden Death“ – die Luft wird vollständig aus dem Körper gesogen, das Material gibt augenblicklich in der schwächsten Stelle nach und bricht ein. Die bestehende Gestalt kommt in einen finalen Zustand, der Eingriff ist nicht reversibel – das Resultat nicht wiederholbar.
Die Oberflächen werfen das Spiegelbild der anderen Setzungen im Raum zurück und das des sich durch den Raum bewegenden Betrachters. In den Installationen Hersbergers materialisiert sich ein zeitgenössischer Entwurf einer Weltsicht, die er glauben kann: „Heroischer Nihilismus heißt, sich der Ausweglosigkeit der Realität zu stellen und trotz aller Verzweiflung darüber niemals aufzugeben …“ (Hersberger).
Ute Riese
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im jrp Ringier Verlag, Zürich.